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Re: Umzug-Strategie



Heimo Ponnath <ponnath@heimo.de> writes:

> bin neu in dieser Liste und fühle mich noch nicht als erfahrener 
> Linux-Nutzer. Ich plane in den nächsten Tagen mein SuSE 7.3 System 
> in ein Debian Woody System umzuwandeln. Und weil der Rechner voll 
> in meine Produktion eingebunden ist, soll das mit möglichst wenig 
> Ausfällen geschehen. Ich bin also dabei, mir eine Strategie zu 

Nun ja, wenn man Du noch keine großen Erfahrungen mit Debian hat (was
ich einfach mal annehme), solltest Du Dir aber auch nicht einen festen
Termin vornehmen, bis zu dem die Migration erfolgt ist.

Debian hat in vielem eine etwas andere Philosophie als SuSE. 

Zum Beispiel wird bei SuSE wird ein Server- oder Anwendungsprogramm so
konfiguriert, das es "optimal" mit dem Rest des Systems harmoniert
(der meist zwangsweise mitinstalliert wird). Und für die grobe
Basis-Einstellungen ist Yast zuständig, so das man das Programm auch
ohne große Kenntnis zum Laufen kriegt.

Bei Debian werden die einzelnen Programme von verschiedenen Menschen
betreut und haben meist keine explizite Standard-Konfiguration ausser
der von den eigentlichen Programmierern. Daher ist bei Debian meist
zuerst Lesen angesagt und dann manuelle Konfiguration. 

Und das wird Zeit kosten, die Du lieber vorher einplanst.

Spiel leiber einige Zeit mit Debian, um ein Gefühl dafür zu bekommen
und migirier erst dann.

> überlegen, wie das zu erreichen ist und hoffe, daß mir andere aus 
> der Liste, die diesen Schritt schon hinter sich haben, dabei noch 
> ein paar Tips geben können.

Mein bester Tip: mach eine Parallelinstallation von SuSE und Debian
und migiriere einfach schrittweise.

D.h. mach eine Partition für eine Neuinstallation von Debian frei und
boote wahlweise SuSE oder Debian.

Wenn das Debian so läuft, wie Du es Dir vorgestellt hast, kannst Du ja
die SuSE-Installation stillegen (und später löschen).

* SuSE tendiert leider dazu, viel zu viel Software zu installieren,
  von der man nichts weiss oder die man eigentlich nicht braucht.  

  Aber Du wolltest ja eh entrümpeln.

* Einige Programme unter SuSE sind unter Debian Woody nicht verfügbar,
  die Versionen unterscheiden sich oder es gibt bessere, freiere
  Alternativen

Ich denke, Du beabsichtigst nicht, über die laufende SuSE-Installation
ein Debian drüber hinweg zu installieren? Oder doch?

> Der Rechner arbeitet mit einem Pentium 4 Prozessor (1,6 GHz) auf 
> dem Motherboard MSI 845 Pro2, enthält 768 MByte RAM, verwendet eine 
> Medion-Grafikkarte auf NVIDIA-Basis, verfügt über zwei Festplatten, 
> einen CD-Brenner und ein CD-ROM-Laufwerk und hängt mittels einer 
> Ethernet-Karte u.a. als Testgerät diverser Software auf 
> verschiedenen virtuellen Betriebssystemen unter VMWare, Fileserver 
> und interner Name-Server in einem heterogenen Netzwerk.

OK, Deine Wünsche sind klar definiert. Jetzt musst Du nur noch
rausfinden, ob die von SuSE verwendeten Programme auch unter Debian
verfügbar sind oder ob es eine Alternative gibt.

Z.B. nimmst Du unter SuSE bind für DNS oder etwas anderes?

> Zur angedachten Strategie:
> 1. Zunächst wird Debian probehalber auf einer virtuellen Maschine 
> unter VMWare installiert - da kann ich schadlos alle Fehler machen 
> und Debian etwas kennenlernen.

Ich denke, das Deine Hardware etwas arg duch vmware "gefiltert" wird,
so das du eine Menge der real auftretenden Probleme mit vmware nicht
entdecken wirst.

Mit der Parallelinstallation kannst Du alle Hardware-Probleme und
Konfigurationsprobleme unter realen Bedingungen in Ruhe austesten und
jederzeit wieder eine funktionsfähige SuSE-Installation booten.

Ausserdem müsstest Du irgendwann sowieso Deine vmware-Installation auf
eine separeate Partition kopieren. Also waum nicht gleich?

> 2. Ich versuche (auf dem konkreten System) festzustellen, welche 
> Module installiert sind - dazu könnte ich die Knoppix-CD verwenden, 
> die ja durch Gerätererkennung mir allerlei Arbeit abnimmt.

Knoppix erkennt zwar ziemlich viel aber halt nicht alles. 

Und es wendet einige Kniffe, neuere Programm/Kernel-Versionen als bei
woody und Patches an, um ohne große Interation mit dem Anwender alle
Hardware unterstützen zu können. Das Ergbnis halte ich aber nicht
immer für 100% übertragbar auf woody. Mit anderen Worten, das Ergebnis
ist hinreichen, aber nicht notwendig für die Funktion unter woody.


lsmod und lpci unter Deiner laufenden SuSE-Installation sollten Dir
die gleichen Infomationen liefern können.  

Und es ist immer besser, wenn *Du* selbst weisst, welche Hardware in
Deinem Rechner steckt und welche Module dafür zuständig sind.
Und welche alternativen Module es mittlererweile dafür gibt.

> 3. Ich untersuche, welche Demons alle auf meinem aktuellen System 
> aktiv sind und welche Cron-Jobs. Die jeweiligen 
> Konfigurationsdateien dazu werden extern gesichert.

Da stellt sich mir die Frage, ob Du alle Prozesse brauchst, die SuSE
installiert hat. 

Mach lieber eine Aufstellung der benötigten Prozesse und Programme "zu
Fuss". Dabei kannst Du Dir auch überlegen, ob Du nicht neuerer oder
alternative Versionen verwenden möchtest.

Manchmal ist es besser, einfach eine neue Installation zu starten und
vielen alten, unötigen, vergessenen Ballast abzuwerfen.

> 4. Das gesamte home-Verzeichnis wird extern gesichert, ebenso die
> fstab und die XF86config.

Sichere am besten das komplette /etc-Verzeichnis.  Und schau
vorsichtshalber mal in /var/spool, /usr/etc und /usr/local/etc nach.

> Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein. Jetzt also die Frage an 
> Euch: Worauf muß ich noch achten, was ist noch zu sichern und wie - 

Sichern soltest Du grundsätzlich alles, was nicht oder nur unter
großem Aufwand wieder herstellbar ist. Und das unabhängig von der von
Dir angestrebten Miration. 
 
> ganz konkret - findet dann die eigentliche Umstellung statt?

* Ich habe die Erfahrung gemacht, das man das alte (SuSE) /home-Verzeichnis
nicht einfach kopieren, sondern selektiv die benötigten Daten
umkopieren sollte.

Manchmal kommt es zu seltsamen Phänomenen, wenn Programme mit älteren
Einstellungsdateien konfontiert werden.

Ich tue die alten Sachen in /home/user/ALT, die einzelnen Anwender
müssen sich dann ihre Sachen selbst da rauskopieren.


* Ähnliches gilt für Konfigurationsdateien. Durch das einfache
Umkopieren von Dateien in /etc benötigt man hinterher meist mehr Zeit,
herauszufinden, warum das Programm nicht funktioniert.

Besser ist es, die Debian-Konfigurationsdateien manuell anzupassen.
Dabei kann man auch gleich prüfen, of die Daten noch relevant sind.


* Lege verschiedene Partitionen an für 
- das Betriebsystem, 
- die Benutzerdaten und 
- temporäre oder entbehrliche Daten.

Und halte immer eine Reserve-Partition für eine Neuinstallation im Petto.


Ansosnten viel Glück bei Deinem Vorhaben.

MfG,
Axel Dürrbaum

-- 
Axel Dürrbaum / Universität Kassel / FB 15 - RTS Regelungstechnik
Mönchebergstraße 7 / 34109 Kassel / Germany / Technik I/II / Raum 2602
phone:+49 561 804 3261  eMail:axeld@uni-kassel.de



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